Heute Abend auf 3sat: Prostitution kein Job wie jeder andere

Hallo Rasputin,

heftig, wie sich die Gegendarstellungen der interviewten Personen häufen - da ist man mit der Sendung wohl wirklich zu einseitig gewesen, genau, wie du es ja auch empfunden hast:

Zitat von Rasputin

Ich finde,daß man in der Dokumentation sehr einseitig argumentiert.
Die ganze Doku kommt mir vor wie ein Plädoyer für das "Nordische Modell".

Besonders aufgefallen ist mir, wie die Schwedischen Sozialarbeiterinnen eine Halbierung der DLs auf dem Stockholmer Straßenstrich in den letzten 20 Jahren als großen Erfolg sehen.

Das wird ja auch im ersten der beiden Links erwähnt:

Zitat von Berufverband Sexarbeit

Als großen Erfolg sehen die beiden Sozialarbeiterinnen aus Stockholm, dass sich der Straßenstrich in 20 Jahren halbiert hat. Wie kann das eine Erfolgsmeldung sein? Es ist doch erstaunlich, dass es überhaupt noch einen Straßenstrich in Stockholm gibt, wo sich die Männer doch strafbar machen und die Polizei nicht nur bei deren Arbeitgeber*innen Bescheid sagt, sondern auch Zuhause bei ihren Ehefrauen.

Interessant wäre es gewesen, diese Zahl mal mit den beiden Essener Sozialarbeiterinnen zu diskutieren...

Ich schätze, dass sich die Zahl auf dem KP in den letzten 5 Jahren in etwa auch halbiert hat, die Zahl der deutschen DLs ist seit langem rückläufig (auch schon vor Inkrafttreten des ProsSchG 2017/2018) und auch lange vor Corona war festzustellen, dass die Wohnwagen, die häufig in osteuropäischer Hand sind, nicht mehr doppelt besetzt sind (bei den neueren WW wurde sogar auf den Umbau in zwei Teile verzichtet), sondern ab ca. Ende 2018 sogar teilweise ganz leer standen.

Wenn man der Logik der Sendung folgt müsste das doch heißen, dass das "Deutsche Modell" dem "Nordischen Modell" überlegen ist, wenn man die Prostitution verdrängen will, denn die Halbierung hat ja in 5 statt in 20 Jahren geklappt

Im Ernst: der Sendung fehlt leider jegliche Reflektion, dass auch das nordische Modell viele Nachteile hat: Verdrängung in die Anonymität und damit weniger Sicherheit, keine Erreichbarkeit für Beratungsstellen etc.

Und gerade die Tatsache, dass 20 Jahre Sexkaufverbot in Stockholm gerade mal dazu geführt haben, dass statt 30 im Jahr 1999 vor Corona immer noch 15 Damen ihre Dienste auf dem Straßenstrich angeboten haben, zeigt doch, dass das Modell absolut nicht zielführend ist.

Gruß BJ